Bahn in Betrieb Bergfahrten: 07.30 – 15.30 / Talfahrten: 07.30 – 16.00
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Root Liibli und Broschttuech

Die rote Weste ist das berühmteste Element der Appenzeller und Toggenburger Sennentracht. Monika Dobler-Neff aus Weissbad schneidert diese roten Westen seit sieben Jahren und weiss genau um die kleinen Unterschiede, die bei dieser Weste verraten, von wo genau dessen Träger stammt.

Säntis Zmorge

Im Frühling und Herbst können Sie die «root Liibli und Broschttüecher» am eigenen Leib erleben, denn die Sennen zügeln ihr Vieh vom Stall zu Hause in Ihre Alpen und umgekehrt. Erleben Sie die Alpfahrt mit und geniessen Sie anschliessend ein leckeres Frühstück auf dem Säntis.

Täglich ab der ersten Bergfahrt bis 10.30 Uhr
Erwachsene ab CHF 72.– p. P. inkl. Berg- und Talfahrt.

Zum Säntis-Zmorge

Das wichtigste Stück bei der Männertracht ist zweifelsohne die rote Weste. Ausserrhoder und Toggenburger nennen sie «Broschttuech» und die Innerrhoder sagen «roots Liibli». Wer im Internet den Suchbegriff «root Liibli» eingibt, landet denn auch unweigerlich auf der Plattform einer Schneiderin, die diese roten Westen herstellt: Monika Dobler-Neff aus Weissbad. Seit sieben Jahren näht die vierfache Mutter in ihrem Atelier in einem schmucken Appenzeller Bauernhaus die Trachtenwesten. Die ausgebildete Pflegefachfrau kam aufgrund einer Portion Zufall und wegen Eigenbedarf zu diesem Kunsthandwerk: «Als unsere drei Buben ­zusammen mit unserer Tochter begannen, als ‹Striichmusig Dobler› aufzutreten, brauchten sie Sennentrachten. Die Trachtenschneiderin im Dorf, bei der ich meine Bestellung aufgab, sagte mir, dass dies altersbedingt die letzten Westen sein werden, die sie näht.» Monika Doblers Neugier war damit geweckt. Sukzessive liess sie sich von der routinierten Schneiderin das Zu­schneiden und Nähen beibringen.

Am dünnen Faden
Mit einer Secondhand-Nähmaschine und der Hilfe einer Fachfrau aus dem Aargau lernte Monika Dobler das betreffende Stickmodul so zu programmieren, dass sie damit die altüberlieferten Muster für die «roote Liibli» sticken konnte. Zudem weihten Renate Niedermann aus Urnäsch und Klara Brändle aus dem Toggenburg die Quereinsteigerin in die Geheimnisse des Anmessens und der Schnittmuster ein. «Ich sass zuvor nur selten an der Nähmaschine und war dementsprechend unerfahren. Umso schöner war für mich die Erfahrung, mit wie viel ­Geduld und Freude mich diese Routiniers an ihrem Wissen und Können teilhaben liessen.» Mit der Übernahme dieser Tradition verspürt Monika Dobler gleichzeitig auch eine grosse Verantwortung: «Das ganze Trachtenwesen hängt an einem beängstigend dünnen Faden. Neben der Tatsache, dass es nur mehr wenige Schneiderinnen gibt, herrscht auch beim Material ein zunehmendes Klumpenrisiko. Wenn beispielsweise mein einziger Silberknöpfe-Produzent plötzlich aufhört, ­stehe ich ziemlich hilflos da.»

40 Stunden Arbeit
Die «roote Liibli» oder «Broschttüecher» sind allesamt aus reiner Schur­wolle. Monika Dobler war lange Zeit auf der Suche nach dem passenden Stoff, der sich leicht verarbeiten lässt und gleichzeitig beständig ist. Fündig wurde sie schliesslich bei der Ausserrhoder Trachtenstube und bei der Firma Minnotex in Herzogenbuchsee. Für das Revers der Weste können Kunden bei der 44-Jährigen aus drei verschiedenen Blumenmustern auswählen. Zwei davon stickt sie mit ihrem Stickmodul selbst. Das dritte ist eine Lorraine-Stickerei, eine Variante die zwar auch mit der Maschine ausgeführt wird, aber besondere Kunstfertigkeit verlangt. Wenn das gewünscht ist, schickt Monika Dobler die vorbereiteten Stücke an Christina Entler nach Oberegg, eine der wenigen, die dieses Handwerk noch ausübt. Trotz Maschine ist für die Stickereien viel Geduld gefragt: Rund 50-mal wechselt Monika Dobler die Fäden in verschiedenen Farben, bis die Reversmuster, alle Blumen und die Alpszenerie am Rücken auf dem leuchtend roten Stoff fertig abgebildet sind. Sämtliche Stickereien ­lassen sich nicht maschinell herstellen. Den Hexenstich entlang des Saums, die schwarzen Zierpunkte, das Zentrum der Edelweissblüten, den Kragen, die ­Taschen und die Knopflöcher stickt Monika Dobler mit Seidengarn von Hand. An einer Trachtenweste arbeitet sie insgesamt 40 Stunden.

«Zum einen lohnt sich der Blick auf die Knopflöcher. In Innerrhoden sind sie gelb. In Ausserrhoden und Toggenburg wird weisses Garn verwendet.»

 

«Vielbrüüchige» Ausserrhoder und Toggenburger
Während der Coronapandemie brach die Nach­frage komplett ein. Nun hat Monika Dobler aber bereits wieder eine Warteliste. Es sind vor allem Sennen, Jodler und Musikanten, die nun wieder an den entsprechenden Anlässen Monika Doblers Westen tragen. Mittlerweile hat sie über 70 Trachtenwesten genäht. Sie macht dies ausschliesslich nach Innerrhoder Art. «Die Ausserrhoder und Toggenburger Brusttücher sind um einiges aufwendiger herzustellen, weil bei ihnen mehrere Reihen verschiedener Muster gestickt werden müssen, wo die Innerrhoder ‹Liibli› nur eine Reihe des zweifarbigen Hexenstichs aufweisen.»

Knopflöcher und Silberhalskette
Doch inwiefern unterscheiden sich denn nun die Innerrhoder, Ausserrhoder und Toggenburger Westen – abgesehen von der unterschiedlichen Umrandung – voneinander? Monika Dobler klärt auf: «Zum einen lohnt sich der Blick auf die Knopflöcher. In Innerrhoden sind sie gelb. In Ausserrhoden und Toggenburg wird weisses Garn verwendet.» Auch bei den Stickereien gibt es kleine Unterschiede. «Im Spiegel der Weste, dem bestickten Kragen, sind die Motive verschieden. Bei vielen Innerrhoder ‹Liibli› sind meist ein Enzian und andere Alpenblumen im Fokus. Im Toggenburg finden sich häufig Windrädchen im Kragenspitz, zwischen den Knopflöchern ist ein einzelnes Edelweiss, wo die Innerrhoder das typische liegende Sträusschen haben.» Der augenfälligste Unterschied bei den Sennentrachten der Säntis-Kantone ist die ­Silberhalskette, welche nur die Toggenburger tragen. Wenn es kalt ist oder regnet, wird die gelbe oder ­weisse «Fuetteschlotte», eine gefütterte Stoffjacke, angezogen. Diese ist ebenfalls mit dem ­«Alphöttli» auf der Rückseite und mit dem «Möhlirad» oder einem «Chüehli» auf dem Revers bestickt.

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«Ohreschuefle»

Die «Ohreschuefle» wird im Appenzellerland etwa seit dem 19. Jahrhundert getragen und gehört beim Tragen der Männertracht dazu und stellt eine «Schuefle» (Kelle) dar, ein typisches Arbeitsgerät der Sennen, das zum Abschöpfen von Rahm verwendet wird. Der Ohrring, an dem die «Schuefle» hängt, besteht aus einer Schlange, die sich in den Schwanz beisst. Sie symbolisiert den ewigen Zeitlauf von Leben, Tod und Auferstehung. Weshalb nur ein Ohrring im rechten Ohr getragen wird, ist nicht schriftlich überliefert.

Säntis -Zmorge

Im Frühling und Herbst können Sie die «root Liibli und Broschttüecher» am eigenen Leib erleben, denn die Sennen zügeln ihr Vieh vom Stall zu Hause in Ihre Alpen und umgekehrt. Erleben Sie die Alpfahrt mit und geniessen Sie anschliessend ein leckeres Frühstück auf dem Säntis.

Täglich ab der ersten Bergfahrt bis 10.30 Uhr
Erwachsene ab CHF 72.– p. P. inkl. Berg- und Talfahrt.

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