Bahn in Betrieb Bergfahrten: 06.30 – 14.30 / Talfahrten: 06.30 – 15.00
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Die Wildtier-Manager

Wer sich im Sommer im Säntisgebiet bewegt, hat gute Chancen, bei der Potersalp Pfiffe von Murmeltieren zu hören oder in der Nähe der Tierwies einem Steinbock nahe zu kommen. Doch wo und wie verbringen unsere Wildtiere den Winter? Der Ausserrhoder Wildhüter Silvan Eugster und sein Innerrhoder Kollege Mathias Müller erzählen, wie es den Tieren im Alpstein in den kalten Monaten ergeht.

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Im Winter haben unsere Wildtiere eine schwierige Zeit. Um gesund durch die Jahreszeit zu kommen, vermindern viele ihren Energieverbrauch und bewegen sich nur wenig. Einzig die Spuren im Schnee verraten, dass sie da sind. Wo genau sich das Stein- und Rotwild, die Schneehasen und Alpenmurmeltiere ein ruhiges Winterquartier suchen, wissen die beiden Wildhüter Mathias Müller und Silvan Eugster.

Wie erging es den Wildtieren im Säntisgebiet im Winter 2022/23?
Silvan Eugster: Ziemlich erfreulich. Aufgrund der milden Temperaturen und dem geringen Schneefall fanden die Tiere reichlich Futter. Zudem wurden sie in ihren Rückzugsorten weit weniger durch Wintersportler gestört und konnten mit ihren Energiereserven gut haushalten.

Mathias Müller: Auch von ansteckenden Krankheiten wie der Gamsblindheit blieb das Steinwild in den vergangenen Monaten verschont, was die Grundkonstitution des Bestandes stärkt. Etwas weniger Glück hatten Fuchs, Dachs und Marder: Hier mussten wir einige Tiere von den Auswirkungen der Räude erlösen.

Sind schneearme Winter wie der vergangene für die Tiere besser?
Silvan Eugster: So pauschal lässt sich das nicht sagen. Schliesslich haben Wildtiere verschiedene Strategien entwickelt, um sich mit dem Winter zu arrangieren. Wenig Schnee erleichtert die Futtersuche, ist aber für Tiere wie den Schneehasen oder die Schneehühner prekär: Mit ihren weissen Fellen sind sie in grüner Umgebung für ihre Feinde auf dem Präsentierteller und leichte Beute.

Aber wie gelangen denn Tiere bei meterhohem Schnee überhaupt noch an Futter?
Mathias Müller: Bei meinen Wildbeobachtungstouren beeindruckt mich immer wieder, wie gerade das Steinwild Stellen aufspürt, wo der Wind den Schnee weggefegt hat und somit Plätze zum Äsen freilegt.

Silvan Eugster: Schwierig wird es dann, wenn es wie im Winter 2019 auch in hohen Lagen viel nassen Schnee hat, der wie Beton auf den Futterquellen liegt und auch nicht durch starke Windstösse bewegt werden kann.

Da liegt der Schluss nahe, dass die Wildtiere der Säntisregion von der Klimaerwärmung profitieren?
Mathias Müller: Inwiefern mildere Wintertemperaturen die einzelnen Wildtierarten in ihrer Lebensweise beeinflussen, kann momentan noch nicht gesagt werden. Um hier seriöse Tendenzen zu erkennen, können noch viele Jahre ins Land ziehen.

Silvan Eugster: Warme Temperaturen sind nicht für alle Tiere ein Wohlfühlklima. So haben beispielsweise Gämse in ihrer schwarzen Winterdecke am liebsten Temperaturen um den Gefrierpunkt. Ist es wärmer, wird es für sie unangenehm.

Dann haben diejenigen Tiere das beste Los gezogen, die sich zwischen Herbst und Frühling in den Winterschlaf oder die Winterruhe verabschieden?
Silvan Eugster: Wie sich die Klimaerwärmung im Detail auf Arten auswirkt, welche Winterruhe oder Winterschlaf halten, kann ich nicht sagen. Ich kann mir aber vorstellen, dass beispielsweise der Igel mit grösseren Temperaturschwankungen zu kämpfen hat.

«Schwierig wird es dann, wenn es auch in hohen Lagen viel nassen Schnee hat.»

 

Welche Wildtiere leben überhaupt im Säntisgebiet?
Silvan Eugster: Rehe, Rothirsche, Gämse, Alpensteinböcke, Baummarder, Steinmarder, Iltisse, Hermelin, Mauswiesel, Dachse, Rotfüchse, Feld- und Schneehasen, Alpenmurmeltiere, Birk-, Auer-, Hasel- und Schneehühner und auch Steinadler fühlen sich aktuell hier wohl. Ebenso ist der Luchs hier wieder heimisch, der Wolf ist sporadisch auf Durchzug.

Gibt es darunter Tierarten, die hier überdurchschnittlich häufig vorkommen?
Silvan Eugster: In Sachen Populationsgrösse sticht aktuell keine Wildtierart besonders heraus.

Aber die Chancen stehen jeweils gut, dass ich im Spätfrühling beim Eindämmern im Gebiet Potersalp mehrere Murmeltiere sehen oder im Sommer auf einer Wanderung zum Säntis hinauf einem Steinbock in die Augen blicken kann?
Mathias Müller: Solche Beobachtungen wecken den Eindruck, dass die entsprechende Population überdurchschnittlich gross ist, was aber trügerisch ist. Fakt ist: Wildtiere weichen generell den Menschen aus. Gerade Annäherungen bedeuten für sie grossen Stress, da sie im Alpstein kaum Ausweichmöglichkeiten haben.

Gibt es bei uns keine Population, die andere Arten bedrängt?
Mathias Müller: Aktuell leben zwischen 160 bis 180 weibliche und männliche Steinböcke im Alpstein. Das ist ein schöner Bestand, der mit der Jagd gut reguliert werden kann.

Silvan Eugster: Die Regulation der Rotwildbestände stellt uns vor grosse Herausforderungen. So sind Hirsche sehr klug und lernfähig. Sie weichen vorhandenem Jagddruck gekonnt aus und ziehen sich in die Jagdbanngebiete oder in unwegsames Gelände zurück. Da Rotwild von unserer intensiven Landwirtschaft profitiert, sind sie bereits im zweiten Lebensjahr an der Fortpflanzung beteiligt und gehen mit grossen Fettreserven in den Winter, was wiederum die Wintersterblichkeit reduziert.

Ihr seid für das Wohlergehen der Wildtiere in Ausserrhoden beziehungsweise in Innerrhoden verantwortlich. Was sind die schönen Seiten am Beruf des Wildhüters?
Beide: Ganz klar die Arbeit in der Natur. Täglich die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten zu können und deren Entwicklungen und Verhalten zu analysieren, gehört zu den Sonnenseiten unseres Berufes.

Und was macht in eurem Berufsalltag weniger Freude?
Mathias Müller: Als Wildhüter bist du auch Konfliktmanager. Dort, wo Wildtier und Mensch aufeinandertreffen, ist Verständnis gefragt, was nicht immer vorhanden ist. Wo Wissen fehlt, versuchen wir zu sensibilisieren und damit die Toleranz gegenüber Wildtieren zu stärken. Wir klären beispielsweise auf, weshalb es keine gute Idee ist, im Quartier herzige Füchse anzufüttern oder warum es wichtig ist, dass man beim Tourenskifahren keinesfalls die offiziellen Routen verlassen soll und liegengelassener Abfall Tierleben kosten kann.

Silvan Eugster: Wenn wir auf solches Fehlverhalten aufmerksam machen und verständlich argumentieren, sind die meisten einsichtig. Bei manchen kann es ab und an unangenehm werden. Früher war die Kernkompetenz eines Wildhüters eine gute Beobachtungsgabe. Heute sind in unserem Beruf immer mehr ein hohes diplomatisches Geschick und Sozialkompetenz gefragt.

Das Säntisgebiet ist eine grenzübergreifende Region dreier Kantone. Gibt es da unter den Wildhütern nie Revierkämpfe?
Silvan Eugster: Grundsätzlich ist jeder für sein Kantonsgebiet zuständig. Wir sind aber sehr kooperativ unterwegs und nutzen Synergien, wo es sich anbietet. So führen wir beispielsweise die Wildtierzählungen im Sommer im Alpstein mit vereinten Ausserrhoder-, Innerrhoder- und St.Galler-Kräften durch.

Mathias Müller: Auch die Frühlingszählung des Rotwilds sowie die Jagdplanung sind kantonsübergreifende Projekte. Die Tiere kennen ja auch keine Kantonsgrenzen, weshalb es wichtig ist, dass wir unsere Beobachtungen, Auswertungen und Massnahmen miteinander besprechen und koordinieren.

Silvan Eugster

Silvan Eugster ist in Gais aufgewachsen. Nach einer Berufslehre als Landschaftsgärtner und dem Besuch einer Handelsschule liess sich der 37-Jährige in Deutschland während zwei Jahren zum Berufsjäger ausbilden, wo er in der Folge vier Jahre lang ein fürstliches Hochwildrevier bewirtschaftete. Danach erwarb er den eidgenössischen Fachausweis als Wildhüter. Letztes Jahr schloss er den Lehrgang zum Akademischen Jagdwirt an der Universität für Bodenkultur erfolgreich ab. Bevor Silvan Eugster am 1. Mai 2020 in Appenzell Ausserrhoden als Wildhüter seine Stelle antrat, war er während sechs Jahren für die Wildaufsicht in Werdenberg und im Rheintal verantwortlich.

Mathias Müller

Mathias Müller ist gelernter Bauspengler und absolvierte die Ausbildung zum Transportsanitäter. Während vier Jahren war Mathias Müller als Berufsfeuerwehrmann bei der Berufsfeuerwehr St. Gallen tätig. Die Jagdprüfung absolvierte er 2014 im Kanton Thurgau und ist Fischereiausbildungsinstruktor. Seit 1. August 2022 ist der 32-Jährige Wildhüter in Appenzell Innerrhoden.

Wildtiere im Alpstein

Alpsteinbock

Das sommerliche Fell der Männchen ist dunkelbraun mit gelblich weissen Flecken am Hinterteil und Rücken. Dasjenige der Weibchen ist hell- bis rotbraun. Im Winter jedoch färbt sich das Fell sowohl bei Bock als auch bei Geiss gräulich. Zu finden sind Steinböcke in Höhen von bis zu 3200m. Steinböcke nehmen zweimal am Tag Nahrung auf, einmal am Morgen und einmal am Nachmittag. Sie ernähren sich von Kräutern und Blättern, vor allem aber von Gräsern, im Winter auch von Holzgewächsen. Steinböcke sind relativ anspruchslos und werden im Mittel 9 bis 10 Jahre alt. Der Steinbock kommt nur in den felsigen Gebieten des Alpsteins vor, vor allem zwischen Altmann und Wildhauser Schafberg. Die Steinbockkolonie im Alpstein lässt sich auf die Wiederansiedlung von Steinböcken im Raum Gloggeren 1955 und im Raum Altmann und Wildhauser Schafberg 1956 zurückverfolgen. Die Tiere stammten damals aus dem Wildpark Peter und Paul in St. Gallen.

Rotfuchs

Der Fuchs ist die am weitesten verbreitete Raubwildart der Schweiz und kommt in Höhen bis zu 2500m vor. Rotfüchse ziehen ihre Jungen oft in Dachsbauen oder anderen Höhlen auf. Meist graben die Füchse selbst keine Höhlen. Sie ernähren sich von allerlei Abfällen sowie von Nagetieren, Regenwürmern, Insekten, Fallobst und Beeren. Aber auch Junghasen und Hühner oder Gänse zählen zu ihrer Beute. Der Fuchs ist im ganzen Säntisgebiet verbreitet. Im Herbst fressen sich Rotfüchse eine Fettschicht an, sodass sie gut über den Winter kommen. Zudem hält sie ein dickes Winterfell sowie ein kluges Wärmetauschsystem in den Pfoten warm.

Gams

Gämse sind besonders gute Kletterer und leben im Rudel von bis zu 30 Tieren. Ältere Gamsböcke sind oft Einzelgänger. Nach der Brunftzeit (Mitte November bis Mitte Dezember) sind die Böcke geschwächt; einem harten Winter fallen daher neben den Jungtieren vor allem Gamsböcke zum Opfer. Die charakteristischen Hörner von Bock und Geiss sind bis zu 32cm lang, die nicht abgeworfen werden, sondern immer weiter wachsen. Die Gams ist in Sachen Nahrung wesentlich anspruchsvoller als beispielsweise der Steinbock. Bevorzugt werden Gräser und Zwergsträucher, im Winter ernährt sich die Gams vor allem von den Trieben der Laub- und Nadelbäume sowie von Zwergsträuchern, Flechten und Moosen. Sie werden etwa 12 bis 18 Jahre alt. Der Schwerpunkt ihrer Verbreitung liegt im Bereich der Waldgrenze. Bevorzugt werden Steilhänge, Felspartien und aufgelockerter Wald. Im Frühjahr steigen die Gämse vorwiegend an Südhängen, der Schneegrenze folgend, in die höheren Lagen auf. Im Sommer besiedeln sie mehrheitlich die Nordhänge.

Alpenschneehuhn

Das Alpenschneehuhn ist hervorragend an die grimmige Kälte und die harschen Lebensbedingungen im Gebirge angepasst. Überschreitet die Temperatur 15 Grad, wird es ihm zu warm und es zieht sich an schattige Plätze zurück. Vor dem Winter wechselt es in ein weisses, dichteres Winterkleid. Auch die Zehen sind dann stärker befiedert, sodass die Vögel besser über den Schnee laufen können. Das Alpenschneehuhn ist bestens getarnt. Selbst wenn die knarrenden Rufe – das sogenannte Rätschen – zu vernehmen sind, bleiben die Hähne recht schwierig zu entdecken. Im Winter leben sie einzeln oder in kleinen Gruppen, etwa in der Höhe des Brutgebietes (2000–2500m). Das Schneehuhn ernährt sich hauptsächlich von Beeren sowie von Weiden- und Birkenknospen. Wer Schneehühner beobachten will, hat am frühen Morgen und spätabends die besten Chancen.

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