Bahn in Betrieb Bergfahrten: 07.30 – 15.30 / Talfahrten: 07.30 – 16.00
Bahn in Betrieb Bergfahrten: 07.30 – 15.30 / Talfahrten: 07.30 – 16.00

Macht New Work glücklich?

New Work ist der Inbegriff des selbstbestimmten Arbeitens.  Sigmar Willi, Professor für Persönlichkeitsentwicklung an der Ostschweizer Fachhochschule,  spricht darüber, wie wichtig es für immer mehr Arbeitnehmende ist, nicht nur angestellt zu sein, sondern Handlungsfreiheit zu besitzen. Das Gefühl, etwas bewegen zu können, sei ein grosser Glückstreiber, weiss der freischaffende Unternehmensberater.

Ihre Eventlocation

Wir bieten ein attraktives Raum- und Übernachtungsangebot und für jeden Anlass den passenden Rahmen.

Mehr erfahren

Kein festes Büro, keine fixen Arbeitszeiten und viel Eigenverantwortung – Arbeit und Freizeit scheinen bei New-Work-Modellen zu verschmelzen. Macht das glücklich?

Sigmar Willi: Da Menschen verschieden sind, kann man diese Frage weder mit einem absoluten Ja noch mit einem Nein beantworten. Ob New Work für einen das ideale Arbeitsmodell ist, hängt beispielsweise vom jeweiligen Charakter oder der Lebenssituation ab. Auch hier gilt die Paracelsus-Weisheit: «Die Dosis macht das Gift.» New-Work-Modelle bringen für Arbeitnehmende mehr Autonomie und Freiheit. Wer sich frei fühlt, sich nicht für jede halbe Stunde Pause abmelden muss und selbstverantwortlich über seinen Tag bestimmen kann, empfindet weniger Druck und Stress – das wirkt sich positiv auf unsere Psyche aus.

Wer aber die ganze Woche allein im Homeoffice sitzt, kann sich schnell einsam fühlen …

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass mentale Gesundheit, und damit auch Glücksgefühle, stark von privaten, aber auch beruflichen Beziehungen abhängig sind. Der Mensch ist ein Herdentier. Wir brauchen soziale Kontakte und den Austausch mit Familie, Freundinnen und Freunden oder Teammitgliedern. Wie viel wir davon benötigen, ist aber sehr individuell.
Ich persönlich empfehle, dass bei einem 100-Prozent-Pensum nicht mehr als zwei Tage im Homeoffice gearbeitet werden sollte.

Kann denn überhaupt noch so etwas wie Teamspirit entstehen, wenn immer jemand von den Mitarbeitenden nicht vor Ort ist?

Der Teamspirit leidet vor allem, wenn in einem Unternehmen abteilungsübergreifendes Zusammenarbeiten wichtig ist und jemand immer nur online erreichbar ist. Das Verständnis für die Anliegen und Bedürfnisse der verschiedenen Mitarbeitenden und der Schnittstellen untereinander sinkt, nicht regelmässig auch physische Begegnungen in den Arbeitsalltag eingeflochten werden.

Gibt es Charaktere, die besonders New-Work-kompatibel sind?

Remote-Jobs sind vor allem für introvertierte Menschen ideal. Sie können sich allein im Kabäuschen besser konzentrieren und sind effizienter, als wenn im Grossraumbüro ständig jemand telefoniert. Da auch Teilzeit- und Jobsharing-Modelle zu New Work zählen, sind diese Rahmenbedingungen auch für junge Eltern eine grosse Chance, um sich flexibler die Arbeitszeit einteilen zu können. Das A und O ist dabei,  dass man klare Abgrenzungen und Offlinefenster für sich und die anderen definiert. Deshalb würde ich Menschen, die nicht gut Nein sagen können, von allzu viel Homeoffice abraten.

Weil sie dann das Gefühl haben, 24/7 erreichbar sein zu müssen?

Diese Gefahr besteht. Die Arbeit als ständiger mentaler Begleiter zu haben, ist auf Dauer nicht gesund und macht unglücklich. Jungen Menschen, die im Karrieremodus sind, empfehle ich ebenfalls,  ihre Hauptarbeitszeit vor Ort im Unternehmen zu leisten. In dieser Phase ist es wichtig, sich persönlich zu vernetzen und für das restliche Team und die Kundinnen und Kunden sichtbar zu sein.

«Ich empfehle, dass bei einem 100 Prozent-Pensum nicht mehr als zwei Tage im Homeoffice gearbeitet werden sollte.»

Wechseln wir auf die Unternehmensseite: Wie sollten New-Work-Führungskräfte sein?.

Eine New-Work-Führungskultur beinhaltet beispielweise Verantwortungsübernahme durch jeden Einzelnen. Das heisst, dass ich als Führungskraft inhaltliche und prozessuale Verantwortung in mein Team abgeben kann und will. Dazu sollten Entscheidungsstrukturen aufgebaut werden, die es den Mitarbeitenden leicht machen, für das Unternehmen Verantwortung zu übernehmen.

Also sollte ich mich mehr als Coach denn als letzte Instanz für alles und jeden verstehen?

Genau. Führungskräfte sollten sich darauf fokussieren, ihren Mitarbeitenden als Sparringspartner zur Seite zu stehen und die Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen ihr Team erfolgreich sein kann. Moderne Chefs gehen empathisch mit ihren Mitarbeitenden um. Sie fördern individuelle Stärken und Potenziale. Es gibt aber auch nicht verhandelbare Punkte, die eingefordert werden müssen. Zufriedene und glückliche Mitarbeitende sind solche, denen regelmässige und spezifische Wertschätzung entgegengebracht wird. Diese Anerkennung fördert die Begeisterung, Bindung, Motivation und Ausdauer des Einzelnen, was wiederum eine positive Grundstimmung in den Betrieb bringt.

Gibt es noch weitere Faktoren, die eine New-Work-Führungskraft unbedingt beachten sollte?

Ein Kerngedanke von New Work ist die Sinnhaftigkeit der Arbeit. Als Führungskraft bin ich erster Botschafter für den Nutzen meiner Organisation. Ich bin in der Verantwortung, die definierten Werte meines Unternehmens beispielhaft vorzuleben und zu kommunizieren. Darüber hinaus liegt es in meiner Verantwortung, aus der Unternehmensvision heraus Hauptziele abzuleiten und diese gemeinsam mit meinem Team mit Leben zu füllen.

Diese Führungskultur erfordert viel Empathie und ein agiles Mindset. In der Praxis sind aber nicht alle Chefs zwischen 20 und 30 Jahre alt und mit der Digitalisierung aufgewachsen. Wie können ältere Führungskräfte erfolgreich den Sprung von «alter» zu «neuer Arbeit» schaffen?

Offenheit und Empathie sind Gott sei Dank keine Charaktereigenschaften, auf die nur junge Menschen ein Monopol haben. Wer sich und sein Umfeld immer wieder seriös reflektiert und sich stetig persönlich und fachlich weiter entwickeln will, hat gute Chancen, ein zufriedenes, motiviertes Team in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Viel wichtiger als das Alter ist das Bewusstsein, dass weiche Führungsfaktoren weiterhin an Bedeutung gewinnen werden.

New Work Sigmar_Willi_Portrait

Zur Person

Sigmar Willi hat nach seinem Betriebswirtschaftsstudium an der Uni St.Gallen ein Nachdiplomstudium in Positiver Psychologie an der Uni Zürich absolviert. Willi ist Professor für Persönlichkeitsbildung an der Ostschweizer Fachhochschule. Hauptberuflich ist er freischaffender Unternehmensberater und Coach. Seine Kompetenzfelder sind Emotionale Intelligenz, Führungsthemen in Verbindung mit positiver Psychologie oder persönliches Ressourcen-Management. Der St.Galler ist verwitwet, Vater von vier erwachsenen Kindern und lebt zusammen mit seiner Partnerin in Flums und St.Gallen.

Workation – Hoch über dem Alltag arbeiten und sich erholen

Auf der Schwägalp und dem Säntis verwandeln wir Ihr Business-Retreat in ein unvergessliches Erlebnis. Wir bieten Ihnen den perfekten Rahmen für strategische Weitsicht und kreative Teamarbeit. Schwägalp und Gipfel punkten mit modernster Infrastruktur, grosszügigen Seminarräumen und einem stylischen Ambiente. Nach der Arbeit geht es fliessend in ein erholsames Wochenende im «Säntis – das Hotel».

 

/