Die Potersalp-Stobede ist heute – nebst derjenigen auf der Alp «Gross Leu» – die einzige, die ausschliesslich von Sennen organisiert wird. Da hier nicht auf eine geräumige Gaststube ausgewichen werden kann, findet das Älplerfest nur bei trockener Witterung statt. Auskunft über die definitive Durchführung gibt jeweils die aus Turnfesttagen bekannte Telefonnummer 1600.
Alle packen mit an
Mit Unterstützung der Familien und von Bekannten bauen die Potersalp-Sennen mit langen Holzriemen und dicken Pflöcken die Festbänke und die Bühne bei der Alp «Chlii Dreihötte» auf. Damit die Kapelle nicht im Luftzug für Stimmung sorgen muss, sind Wolldecken über das Geländer im Rücken der Musik gespannt. Als Sonnendach dienen Tannenäste. Auch für die Gastronomie sind die Älplerfamilien besorgt. Hier packt Gross und Klein mit an. Neben der Arbeit kommt bei der Stobede das eigentliche Ziel nicht zu kurz: Musik, Tanz, Jodeln, Schellenschötten und das ungezwungene Beisammensein stehen im Zentrum.
Stobede oder Alpchilbi
Die Stobede in der Potersalp ist nur ein Beispiel für diese urchige Feierform auf den Alpen. Im Alpstein gibt es heute noch acht Stobede. Sieben finden auf Appenzell Innerrhoder Boden statt: Bollenwees, Ebenalp, Gross Leu, Meglisalp, Soller-Stobete (Plattenbödeli und Ruhesitz) sowie Potersalp. In Appenzell Ausserrhoden wird auf der Hochalp Stobete gefeiert. Im Toggenburg existiert der Begriff Stobede nicht. Die Alpfeste werden hier als Alpchilbi bezeichnet. Weitherum bekannt ist beispielsweise diejenige auf der Sellamatt. Eher ein Geheimtipp ist hingegen die Alpchilbi auf Ergeten bei Mosnang.
Besuch in der Stube
Mit «Stobede» war ursprünglich eine Zusammenkunft in der Stube gemeint. «Zo Stobede goo» bedeutet noch heute, jemanden in seinem Wohnraum zu besuchen, mit ihm zu reden. Der Begriff wurde auf die geselligen Zusammenkünfte der Sennen übertragen – «Alpstobede», früher auch «Weidstobede» genannt. Diese hängen mit den Alpbesuchen zusammen, die Angehörige der Sennen und die Viehbesitzer alljährlich während des Sommers unternahmen.
Bergwirte übernehmen Zepter
Überall dort, wo Berggasthäuser gebaut wurden, erhielten die Alpstobede im Laufe der Zeit einen neuen Charakter. Sie wurden von Treffen unter Sennen zu einer vom Bergwirt organisierten Musik- und Tanzveranstaltung. Dabei mischen sich unter die Einheimischen immer mehr auch Urlaubsgäste, um ein Stück Appenzeller Brauchtum mitzuerleben.
«Schö ha mitenand»
Auf der Potersalp präsentieren sich die Sennen jeweils ihren Gästen als Ad-hoc-Chor und singen ein paar Rugguuseli und führen das «Mölirad» vor. Auch der Hierig gehört praktisch zu jeder Stobede dazu. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher lassen es sich nicht nehmen, das Tanzbein zu schwingen. Gemeinsam wird beieinandergesessen, miteinander gelacht und man hat es in der Alpenkulisse schön miteinander, womit der Hauptzweck der Stobede vollauf erfüllt ist.
«Zo Stobede go.» bedeutet noch heute, jemanden in seinem Wohnraum zu besuchen
Sennen-Olympiade
Neben Singen und Tanzen gehörte früher auch eine Art Sennen-Olympiade zur Stobede. Dieser sportliche Teil mit Steinstossen, Schwingen oder «Hööggle» (Fingerhakeln) ging zwischenzeitlich verloren. Eine Neuauflage von sennischen Wettkämpfen wurde 2006 beim Gasthaus Mesmer gestartet. Seit 2012 hat sich in der Bollenwees während der Stobede das «Bollewöffe» (Steinstossen) wieder etabliert.
Mölirad
Dieser überlieferte Sennen-Tanz ist heute vor allem noch an den Stobede auf der Potersalp und Hochalp sowie am Sennenball im Gasthaus Passhöhe zu sehen. Den acht Männern in der Tracht wird viel Gleichgewicht und Kraft abverlangt, damit sich das gebildete Menschen-Rad im Rhythmus der Streichmusikmelodie harmonisch dreht.
Hierig
Der Hierig ist ein alter Appenzeller Pantomimentanz, der praktisch an keiner Stobede fehlt. Getanzt wird er von einem Trachtenpaar zu einer speziellen Melodie, die von einer Appenzeller Streichmusik gespielt wird. Der Tanz zeigt auf pantomimische Art die Höhen und Tiefen einer Ehe.